Mit den Stimmen aller anwesenden Ratsmitglieder (173 von 180) hat der Zürcher Kantonsrat die Rechnung und den Geschäftsbericht 2022/23 der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) genehmigt. Fragen zu den intransparenten Auslandinvestitionen wurden keine gestellt.
Kernzahlen: Bilanzsumme rund CHF 2.65 Mia, Umlaufvermögen rund CHF 430 Mio, Anlagevermögen rund CHF 2.2 Mia, Kurzfristiges Fremdkapital rund CHF 173 Mio, Langfristiges Fremdkapital rund CHF 255 Mio, Eigenkapital inklusive Minderheitsanteile rund CHF 2.22 Mia. Konsolidierter Umsatz CHF 951.56 Mio, Ergebnis aus assoziierten Gesellschaften und Gemeinschaftsorganisationen CHF 88.4 Mio, Unternehmensergebnis vor Steuern rund CHF 153 Mio, Bilanzgewinn rund 111.6 Mio. Gewinnverwendung: CHF 25.19 Mio Ausschüttung an den Kantons, CHF 11.35 Mio (freiwillige) Ausgleichsvergütung an die Gemeinden, Einlage in die Reserve CHF 40 Mio, Gewinnvortrag CHF 35 Mio.
Der Unternehmensgewinn nahm gegenüber Vorjahr um CHF 63 Mio zu, wobei ein erheblicher Teil (CHF 83.4 Mio) auf Buchgewinne aus Finanzbeteiligungen (u. a. Repower AG) zurückzuführen ist. So weit so gut.
Das Geschäft der EKZ ist stark reguliert und komplex. Aus diesem Grund sind Bilanz und Erfolgsrechnung für den Laien auch nur schwer zu lesen. Während sich das Netznutzungsgeschäft zuverlässig zeigte und die EKZ-Netzdienstleistungen solide scheinen, resultierte bei der 100%igen Tochter EKZ Eltop AG aufgrund von ungenügenden Bruttomargen sowie gestiegener Kosten für unnötiges, weiteres Wachstum in den Kantonen Schaffhausen und Aargau ein negatives Ergebnis. Die gesamte Geschäftstätigkeit der EKZ Eltop AG ist nicht betriebsnotwendig, deren Geschäftsaktivitäten gehören nicht ausgebaut. Es muss die Frage gestellt werden, ob diese Beteiligung und weitere, nicht betriebsnotwendige Beteiligungen im Inland nicht zur Disposition (Verkauf) gestellt gehören? Entsprechende (zaghafte) Voten waren in der Ratsdebatte zu hören.
Laut der kantonsrätlichen Aufsichtskommission über die wirtschaftlichen Unternehmen (AWU) sind die EKZ (weiter) daran interessiert, ihre Produktionskapazitäten bezüglich erneuerbaren Energien sowohl im In- als auch im Ausland mit dem Zubau von Solaranlagen und der Förderung von Windenergie voranzutreiben.
Gemäss dem Finanzbericht 22/23 der EKZ werden 7 Gesellschaften in Frankreich (Beteiligungen zwischen 61.1% und 100%), 6 Gesellschafen in Deuschland (alles 100% Tochtergesellschaften), 8 Gesellschaften in Portugal (Beteiligungen zwischen 50% und 100%) und 4 Gesellschaften in Spanien (Mehrheitsbeteiligungen zwischen 50% und 51%) aufgelistet.
Die Stromproduktion ist nicht Kernaufgabe der EKZ. Und schon gar nicht das klassische Elektroinstallationsgeschäft (EKZ Eltop AG, Heizteam Savaris AG, Baden etc.).
Die Aufsichtskommission über die wirtschaftlichen Unternehmen (AWU) ist gefordert.
Folgende Fragen gehören durch die AWU direkt dem VR der EKZ, oder durch eine Kantonsrätin oder einen Kantonsrat mittels Anfrage im Rat (Antwort innert 3 Monate) gestellt und Öffentlichkeit und Steuerzahler über die Antworten ins Bild gesetzt:
- was hat die EKZ in Deutschland, Frankreich, Portugal und Spanien überhaupt zu suchen? Warum verkaufen ausländische Investoren und Betreiber in diesen Ländern ihre Anlagen an die EKZ? Warum verkaufen die Betreiber, wären ihre Anlagen (über den ganzen Lebenszyklus hinaus) profitabel? Oder haben die Verkäufer Angst oder Kenntnis vor neuen, regulatorischen Auflagen?
- was wollen der Verwaltungsrat (VR) und die Geschäftsleitung (GL) der EKZ mit den kernaufgaben fremden Beteiligungen im Inland erreichen und warum wird daran festgehalten, respektive das inländische Beteiligungsportefeuille noch weiter ausgebaut? Ist es einfach *Mode“ (auf den Spuren von BKW und Alpiq) oder steht dahinter ein Plan?
- was haben die Investitionen in die einzelnen Auslandgesellschaften bis dato gekostet (und bitte keine Antworten, „aufgrund vertraglicher Abmachungen mit den Verkäufern würde darüber keine Auskunft gegeben…“). Was ist deren prognostizierte Rentabilität über deren gesamte erwartete Produktionsdauer (Angaben pro Anlage, inklusive Einbezug der prognostizierten Rückbaukosten und einer Reserve)?
- warum wollen VR und GL noch weiter im Ausland zukaufen? Sind sie sich weiterer „Unbekannten“, so etwa der Möglichkeit zusätzlicher Netzkosten sowie der unweigerlich anfallender Sanierungskosten einzelner Anlagen bewusst und haben sie die zu erwartenden entsprechenden Kosten in die Renditeberechnungen einbezogen ?