Der Regierungsrat (RR) legt im ersten Jahr einer Amtsdauer dem Kantonsrat (KR) einen Bericht über die Strategie zu den bedeutenden Beteiligungen des Kantons (Beteiligungsstrategie) vor (Kantonsratsgesetz, KRG, § 95, Abs. 3 und 4). Er hat dies basierend auf Regierungsratsbeschluss 5953 vom 17.4.24 mit einem 46-seitigen Bericht getan. Gemäss KRG § 107, Abs. 1 legt er zudem jährlich einen Bericht über die Umsetzung der Beteiligungsstrategie zur Kenntnisnahme vor. Der RR hat am 19.1.14 (RRB Nr. 122/2014) und am 3.7.19 (RRB Nr. 668/219) seine Richtlinien über die Public Corporate Governance (PCG) festgesetzt respektive geändert. Gemäss RR verfolgen seine PCG Richtlinien das Ziel einer guten und transparenten Steuerung der Beteiligungen des Kantons durch den RR, einer zeitgemässen Aufsicht sowie einer guten Unterstützung der Oberaufsicht des Kantonsrates. Als Beteiligung bezeichnet der RR eine Organisation des öffentlichen oder privaten Rechts im teilweisen oder vollständigen Eigentum des Kantons, die rechtlich verselbständigt ist und die der ausgelagerten Erfüllung von Kantonsaufgaben oder der Beschaffung von Vorleistungen zur Erfüllung von Kantonsaufgaben dient.
Der Bericht vom 17.4.24 zur Beteiligungsstrategie umfasst die Eigentümerstrategien von 15 der 17 „bedeutenden“ Beteiligungen, sowie eine Liste aller 43 übrigen Beteiligungen in Zuständigkeit der Direktionen mit- (11) und ohne- (26) sowie mit Eigentümerstrategien in Vorbereitung/Planung (6).
Die 15 der 17 „bedeutenden“ Beteiligungen in Zuständigkeit des Gesamtregierungsrates mit Eigentümerstrategie sind: Flughafen Zürich AG**, AXPO Holding AG**, EKZ**, Opernhaus AG**, Universitätsspital Zürich*, Kantonsspital Winterthur*, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich,* Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland*, Universität Zürich***, Pädagogische Hochschule Zürich***, Zürcher Hochschule der Künste***, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften***, BVG- und Stiftungsaufsicht des Kt. Zürich****, Gebäudeversicherung des Kt. Zürich****, Sozialversicherungsanstalt des Kt. Zürich****
* Strategie vom KR genehmigt **Strategie überarbeitet, dem KR zur Genehmigung vorgelegt oder in Überarbeitung, *** in Vorbereitung **** Verzicht
Für die Zürcher Kantonalbank („Kantonsratsbank“) und die Beteiligung an der Nationalbank sind keine Eigentümerstrategien vorgesehen, da kein Controlling durch den RR erfolgt.
Klumpenrisiken im Beteiligungsportolio: AXPO Holding AG (CHF 4 Mia Rettungsschirm/Kreditrahmen 2022-12/23, Nr. 1 Energiederivatehändler in Europa, Marktführer in USA) und ZKB (Bilanzsumme 198.5 Mia, davon 100.8 Mia Hypothekarforderungen, 25.7 Mia Wertpapierfinanzierungsgeschäfte, 11.2 Mia Forderungen gegenüber Kunden, Handelsgeschäft 10 Mia etc. und Ausserbilanzverpflichtungen -Derivate genettet, 20.1 Mia; EK 14.2 Mia, führender Wertpapierivatehändler in CH) versus Bilanzsumme Kanton CHF 24.8 Mia; Eigenkapital 11.8 Mia (darin enthalten auch marode Liegenschaften wie Walcheturm etc.)
Beteiligungen mit Handlungsbedarf (Strategie- oder Führungswechsel, Verkauf u. andere Massnahmen: Abraxas Informatik AG (FD), BVG und Stiftungsaufsicht des Kt. Zürich (JI), Aktiengesellschaft Hallenstadion Zürich (FD), Cantosana AG (GD), Forchbahn AG (VD), MCH Group AG (FD), Radio und Fernsehgenossenschaft Zürich Schaffhausen (JI), SWISSLOS Interkantonale Landeslotterie Genossenschaft (FD), Theater am Neumarkt AG (JI), Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft AG, ZSG (VD)
FD: Finanzdirektion, JI: Direktion der Justiz und des Innern, GD: Gesundheitsdirektion, VD: Volkswirtschaftsdirektion
AXPO und ZKB sind ganz einfach zu gross für den Kanton und als Hochrisikobeteiligungen zu betrachten. Die Rolle und Funktionsweise der BVG und Stiftungsaufsicht des Kt. Zürich (auch vor dem Hintergrund der faktischen Zahlungsunfähigkeit der Eleonorenstiftung) muss wohl grundsätzliche überdacht werden, gleiches gilt für den Quasi-Monopolbetrieb Abraxas Informatik AG (u. a. vor dem Hintergrund der Probleme mit den Justizinformatiksystemen RIS 2 und JURIS/ELFA).
Wie und warum der Kanton Zürich vor dem Hintergrund der Klumpenrisiken AXPO Holding AG und ZKB immer noch ein „AAA“ behält, ist schleierhaft.
Das Beteiligungscontrolling des Kantons Zürich muss generell überarbeitet werden und die obengenannten, markierten Beteiligungen überdacht oder deren Strategie- resp. Geschäftsführung neu ausgerichtet werden. Kantons-, Regierungsrat und Finanzkontrolle (als warnende Instanz) sind gefordert.