Illegale Sportwetten und Glücksspiel

AntePAY – ehemaliger Trikot Hauptsponsor (2019- 2021) des Fussballclub Zürich – FCZ („niemand schöpfte Verdacht: weder der Sportvermarkter noch die Verantwortlichen des Fussballclubs“ – NZZ 18.12.24)

Wie die NZZ und der Tages-Anzeiger vom 18.12.2024 berichten, hat das Bezirksgericht Zürich den Chef eines kriminellen Netzwerks und seinen Bruder zur Zahlung der horrenden Summe von CHF 171 Millionen verurteilt, welche die Verurteilten aus ihrem illegalen Unternehmen erwirtschaftet haben sollen. Fünf Angeklagte wurden zu Freiheitsstrafen von 2 bis 4 Jahren verurteilt. Brisant auch, dass einer der Angeklagten als „politischer Flüchtling“ aus der Türkei in die Schweiz gekommen ist. 

Die fünf, aus der Türkei stammende Männer sollen während mehrerer Jahre ein Glücksspielunternehmen, gemäss den Zeitungen ein veritables Glückspielimperium, geführt- und mit ihm rund CHF 324 Mio Umsatz und CHF 171 Mio Gewinn erzielt haben. Mittels einer Prepaid-Karte namens AntePay allein sollen CHF 44 Mio Gewinn erzielt worden sein. Mit der Karte konnte via verschieden Online-Shops für illegale Glücksspiele und Sportwetten bezahlt werden.

Über die Hintermänner – und die muss es geben – ist wenig bis nichts bekannt. Die Strafverf0lgungsbehörden scheinen bei ihren Untersuchungen im Dunkeln getappt zu haben oder – aus Gründen fehlender Personal-Ressourcen – nicht weiter untersucht zu haben?

Der Schreibende hat im Ausland in den vergangenen Jahren von einer Anzahl von Bildschirmen in Cafés und in Wettbüros in Ferienorten in der Türkei, in Litauen und auf Zypern u. a. mit Wettquoten für schweizerische 1.Liga-Fussballspiele und NL-B Eishockeyspiele Kenntnis genommen. Ein weiteres Beispiel für das immer mehr überhandnehmende, illegale Wettspiel in unserem Land ist?/war der Verkauf von Live-Streams von NL-B Eishockeyspielen nach Indien!

Sowohl die NZZ, als auch das Investigativ-Portal Reflekt (reflekt.ch), weisen darauf hin, dass AntePay in der Schweiz nicht das einzige Onlineportal war, welches den Zugang zum illegalen Glückspiel in unserem Land vereinfacht hat: Derzeit scheinen weiter mehrere solche oder ähnliche Portale  operativ zu sein, welche das illegale Glücksspiel mit Anbietern im Ausland  fördern und vereinfachen.

Es ist davon auszugehen, dass das illegale Glücksspiel und illegale Sportwetten, im (Dark-) Net seit 2023 (dem Ende von AntePay) weiter stark gewachsen ist.

Die Gewinne aus diesem illegalen Geschäft werden meist nicht in der Schweiz platziert und angelegt und es wird auch im Fall AntePay  wohl nicht oder nur sehr schwer möglich sein, die vom Gericht ausgesprochenen Millionen-Bussen einzutreiben.

Rechtsgrundlagen

Die Schweiz verfügt über ein äusserst liberales, wenig durchdachtes Bundesgesetz über Geldspiele (Geldspielgesetz, BGS, SR 935.51). Dazu gehört die Verordnung über Geldspiele (Geldspielverordnung, VGS, SR 935.511); das Bundesgesetz über die Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung (GwG, SR 955.0), die Verordnung über die Geldwäscherei und die Terrorismusfinanzierung (Geldwäschereiverordnung, GwV, SR 955.01) sowie die Verordnung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht über die Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung im Finanzsektor (GwV FINMA, SR 955.033.0) sind ebenfalls von Relevanz.

Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement EJPD (Vorsteher BR Beat Jans, SP) hat, datiert vom April 2021, unter seinem Vorgänger BR Alain Berset (SP), ein Merkblatt über das Spielen auf illegalen Online-Seiten publiziert: Dieses *Merkblatt“ gleicht mehr einer Anleitung für Spieler von illegalem Glücksspiel als einer Belehrung was geschieht, wenn jemand dem illegalen Glücksspiel im Internet frönt.

Wett- und Spielbetrug: „Wo gewettet wird, wird betrogen“ (ungeschriebenes Gesetz)

Die Pfeife der Nation: Bestechungsskandal um Kurt Röthlisberger (nzz.ch

Der einzige-, in den letzten Jahrzehnten bekannt gewordene Bestechungsskandal mit einem involvierten Schweizer Schiedsrichter, war der Fall Röthlisberger, im Jahr 1977. In Deutschland ist es der Fall Robert Hoyzer aus dem Jahre 2005 .

Es ist leider davon auszugehen, dass neben illegalen Sportwetten durch Kriminelle und kriminelle Netzwerke auch versucht wird, die Resultate meist von Mannschaftsspielen, aber auch in populären Einzelsportarten, wie etwa dem Radrennsport, zu beeinflussen.

Während es in Einzelsportarten um den Einzelsportler selber oder um die Beeinflussung seiner Integrität durch Dritte geht, müssen in Mannschaftssportarten mindestens der Torwart und/oder der Schiedsrichter sowie meist noch mindestens ein weiterer Spieler zu einer Resultats- oder Spielbeeinflussung rekrutiert werden.

Fazit

Generell ist das Geschäft mit legalen- und illegalen Sportwetten wachsend. Es ist daher davon auszugehen, dass auch die Versuche steigen, Einzelsportler oder den Ausgang von Mannschaftsspielen mit unlauteren Mitteln zu beeinflussen. Und der Sport in der Schweiz wird dabei keine Ausnahme sein.

Der Fall AntePay wurde mit Hilfe von abgehörten Telefonen und verdeckten Ermittlern aufgedeckt. Der Rechtsstaat ist weiter gefordert.

Die Strafverfolgungsbehörden in unserem Lande und im grössten Kanton tun gut daran, nicht auf den ihren Lorbeeren auszuruhen und mit Hilfe einer eigens dafür geschaffenen Stelle bei Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei sich um die kriminellen Aktivitäten bei Sportwetten und der möglichen Beeinflussung von Sportwettkämpfen zu kümmern. Der Fall AntePay ist wohl nur die Spitze des Eisbergs.

Es muss leider fast ausgeschlossen werden, dass seit 1977 kein Spielbetrug mehr in der Schweiz stattgefunden hat und stattfinden wird – zu gross sind die „Gewinnchancen“!