Der Zürcher Kantonsrat (180 Mitglieder) hat dem Geschäftsbericht des Universitätsspitals Zürich (USZ) und der Eigentümerstrategie für das Jahr 2023 mit 174:0 Stimmen bei 0 Enthaltungen zugestimmt. Eine Kantonsrätin hatte den Saal vor der Abstimmung verlassen . Wahrlich Einheitspartei-Verhältnisse, besonders vor dem Hintergrund offensichtlicher und gravierender Defizite!

Das USZ weist für das Geschäftsjahr 2023 einen Verlust von CHF 49.3 Mio aus (Vorjahr Verlust von 22.1 Mio), dies bei steigenden Betriebskosten von 7% und einem nur um 3% gesteigerten Betriebsertrag. Mit einer Eigenkapitalquote von 50.3% verfügte das Spital (noch) über eine ausreichende Kapitalausstattung.

Der Spitalrat (7 Mitglieder) wurde 2023 mit CHF 580’500/Vorjahr 547’767 entschädigt und die Geschäftsleitung des Universitätsspitals wurde 2023 mit CHF 5’068’803/Vorjahr CHF 4’161’606, was auf die gemäss Vollzugsverordnung zum Personalgesetz (VVO) des Kt. Zürich festgelegten Abfindungen zurückzuführen ist:

Interessant ist, dass  n i e m a n d  von den Kantonsräten anlässlich der Debatte zum Geschäftsbericht 2023 etwas dazu erwähnte, obwohl die Entschädigungen schwarz auf weiss im Bericht über die Umsetzung der Eignerstrategie 2023 aufgelistet sind!

Auch zum Mietvertrag für die Räumlichkeiten im Circle, zu dem es interessante Fragen gibt (dazu an anderer Stelle…), wurde kein Wort verloren.

Grosser Begünstigter von den grosszügigen Abgangsentschädigung scheint der im Juni 2023 von Bord „gesprungene“ (Inside-Paradeplatz) Prof Dr. Gregor Zünd gewesen sein, welcher neben seinem Salär als Direktionsvorsitzender des Zürcher Universitätsspitals bis 2023, zumindest im Jahre 2020 noch einen vollen Zusatz-Jahres-Lohn als ausserordentlicher Professor ad personam „zog“ – Prof. Dr. Zünd war ausserordentlicher Professor ad personam der Universität Zürich, wobei er nur auf dem Papier 200 Prozent arbeitete (siehe „Beobachter“ vom 24.9.2020). Von Seiten der Universität konnte der Tribüne niemand innert nützlicher Frist mitteilen, ob Herr Dr. Zünd auch noch heute, im Jahr 2024, immer noch „Lohn nimmt“?

Ob Herr Dr. Zünd auch heute immer noch ausserordentlicher Professur ad personam an der Universität Zürich ist?

In diesem Zusammenhang ist es auch interessant feststellen zu müssen, dass es keine Webseite mit einer Auflistung aller Professuren an der Universität Zürich zu geben scheint! Ob die zuständige Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit (ABG) des Kantonsrates unter Raphaela Fehr (Vizepräsidentin FDP Kanton Zürich) der Sache nachgehen und Abhilfe schaffen könnte?

Zur Debatte:

Wahrend die Sprecher von SVP und FDP Süssholz raspelten, wie dies auch mit inhaltlich limitierten Voten die Sprecher von GLP und Die Mitte taten, sprachen die beiden Vertreter von SP (Christoph Fischbach, SP Kloten, Wahlkreis Bülach) und der Grünen, Daniel Heierli (Zürich 11+12), beides auch Mitglieder der ABG, als einzige Vertreter im Rat zu diesem Traktandum Klartext:

  • beide Redner kritisierten die Unerreichbarkeit der Vorgabe der Gesundheitsdirektorin, Natalie Rickli (SVP), einer EBITDA von 10% des USZ (erreicht wurden 2%, was schon im CH-Vergleich überdurchschnittlich ist).
  • Fischbach schlug eine Reform der Spitäler im Kanton Zürich mit einem Spitalverbund analog zum Modell ZVV vor. Ein entsprechender Spitalverbund, in welchem alle auf der kantonalen Spitalliste geführten Spitäler zusammenarbeiten, könnte im Kt. Zürich die nötige und sinnvolle Koordination im Rahmen der Spitalversorgung übernehmen
  • Heierli kritisierte klar und deutlich das Fehlen der Offenlegung von Interessenbindungen. Er zählt dazu auch eine Forschungszusammenarbeit mit einer Firma, deren Produkte verwendet werden (ob er dabei den ominösen Professor Dr. Zünd meinte, ist nicht gesichert – es gilt die Unschuldsvermutung).

Die Gesundheitsdirektorin ging unverständlicherweise – oder doch verständlicherweise? – nicht auf die beiden Voten ein:

Denn es geistert das Gerücht in gut informierten Kreisen herum, Frau Gesundheitsdirektorin Rickli habe seit kurzem einen neuen, hochkarätigen Berater, den ehemaligen Spitalrat des Universitäts-Spitals (bis 2020) und alt Kantonsrat Urs Lauffer, Mitinhaber der Firma Lauffer & Frischknecht, Unternehmensberatung für Kommunikation. Herr Lauffer amtet neben einer grösseren Anzahl weiterer Mandate auch als  Vizepräsident des VR der Emil Frey Holding AG und als Verwaltungsrat der F. Hofmann-La Roche AG. Interessant wäre zu erfahren, ob – wenn dem so ist – die Gesundheitsdirektion Herrn Lauffer mit einem offiziellen Mandat ausgestattet hat und ob und wie viel Lohn Herr Lauffer für seine Tätigkeit nimmt?

Derweil kommt das Universitätsspital, auch unter neuer Leitung, nicht zur Ruhe: der Spitalrat hat eine erneute, externe Überprüfung der Todesfälle an der Herzklinik in den Jahren 2016 bis 2020 an ein Gremium von externen „Experten“, unter Leitung eines pensionierten Bundesrichters, in Auftrag gegeben. Wo auf der Welt gibt eine betroffene Institution selber den Auftrag für eine Untersuchung betreffend 150 bis 200 Todesfällen (es gilt die Unschuldsvermutung) an eine selbst ausgewähltes Gremium? Und wo auf der Welt tut und sagt weder die Staatsanwaltschaft (welche bei einem eventuellen Offizialdelikt schon lange zumindest eine Voruntersuchung hätte einleiten müssen), noch die Justizdirektorin, noch die Gesundheitsdirektorin, noch der Gesamtregierungsrat etwas zu dieser Tatsache, stellt dies umgehend ab und informiert die Öffentlichkeit darüber?

Soeben berichten Sonntagsblick und Tagesanzeiger über gefälschte Daten am Institut für Neuropathologie am Universitätsspital (es gilt die Unschuldsvermutung).

Fazit:

Fragen über Fragen und Defizite über Defizite. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis es zu weiteren personellen Konsequenzen im Zürcher Gesundheitswesen kommt! Grundsätzliche Remedur muss geschafft werden.

Die Politik ist gefordert und das mit einer Sonderkommission oder mit einer weiteren PUK!

Das USZ ist gemäss dem amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek (Mai 2024) als das zehntbeste Krankenhaus weltweit und als das beste Krankenhaus in der Schweiz platziert – seine hervorragenden Forscher, Ärzte und Mitarbeiter haben es verdient, dass endlich wieder Ruhe einkehrt.