Die Geschäftsleitung des Zürcher Kantonsparlaments hat den „Zürcher Zukunftspreis – Denen für Zürich von morgen“ (ZZP) verliehen.

Preis und Jury

Die Fraktionen des Kantonsrates hatten acht Kandidaturen oder „Projekte“ für „Herausragende Leistungen“ (NZZ 24.7.24) im Bereich Politik, Gesellschaft oder nachhaltige Entwicklung für die erstmalige Verleihung des jährlich mit CHF 50’000 dotierten ZZP aus 102 eingereichten Kandidaturen zuhanden einer Jury ausgewählt.

Die Jury, präsidiert von Kantonsrätin Judith Anna Stofer (Alternative Liste, AL), bestand aus drei Mitgliedern der Geschäftsleitung des Zürcher Kantonsrates und drei externen Fachpersonen (hier „Fachfrauen“*). Dem Schreibenden ist nicht bekannt, ob die „Jury-Fachpersonen“ entlohnt wurden?

Gemäss Medienmitteilung des Kantonsrates können die CHF 50’000 auf höchstens drei Preisträger verteilt werden.

Mit dem Preis werden Personen und Organisationen ausgezeichnet, die ihren Wohnsitz im Kanton Zürich haben und deren Leistungen und Projekte für den Kanton Zürich bedeutsam sind. Der Preis wird der Jubiläumsdividende 2020 der Zürcher Kantonalbank (ZKB) entnommen und 2025 zum ersten Mal ausgesetzt. Es sind noch mindestens 19 weitere Preisverleihungen bis 2045 vorgesehen.

Gesetzesänderung

2023 wurde das Kantonsratsgesetz ergänzt (Änderung Kantonsratsgesetz, KRG 171.1; KR-Nr. 17/2023) und ein Reglement des Kantonsrats über den Zürcher Zukunftspreis (RZZP, KR-Nr. 17a/2023) erlassen.

Nominierte 8 Projekte

(Interessant wäre von der Jury zu erfahren, welche der acht Fraktionen welches der vorgeschlagenen Projekte ausgewählt haben?)

AgroCO2ncept (Reduzieren von CO2-Emissionen im Agrarsektor); AsyLex (Kostenlose und freiwillige Rechtshilfe für Geflüchtete); ChagALL (Chancengleichheit durch Arbeit an der Lernlaufbahn); Netpathie (Netz, Bewusstsein, Resilienz, Empathie); KREIS-Haus (eine Vision für nachhaltiges Bauen und Leben); Solarradweg zwischen Volketswil und Dübendorf (Visionäres Vorhaben für nachhaltige Mobilität mit innovativer Energiegewinnung, Nokema); SimpleTrain (Internationale Bahnreisen buchen); Trainingshalle Schürwies (Egger Sportvereine bauen eine Turnhalle).

Preisträger

Die Kantonsrätin Stofer präsidierte sechsköpfige Jury hat für den Preis (je CHF 16’000) drei „gleichwertige“ Preisträger in den „Lebenswerk“, „Persönlichkeit“ und „Newcomer“):

  • Gymnasium Unterstrasse für ChagAll in der Kategorie Lebenswerk
  • KREIS-Haus
  • SimpleTrain

Fazit: Karitative Arbeit unterstützen – Armut bekämpfen!

Handelt es sich beim ZPP um einen „Luxuspreis“ oder sogar ein Symptom latenter Wohlstandsverwahrlosung?

Ist es Aufgabe eines Kantonsparlaments Zukunftspreise zu verteilen?

Wohl nicht!

Viele der nominierten Projekte mögen prädestiniert sein, in den Genuss öffentlicher (Förder-) Gelder zu kommen (Beispiel; Projekt Trainingshalle Schürwies, Egg – hat dieses Projekt solche erhalten – wurde Crowd-funding eingesetzt?), andere scheinen auch für öffentliche Förderkredite zu qualifizieren oder erhalten heute schon staatliche Mittel (Beispiel: ChaGall, erhält Mittel aus dem Budget der Bildungsdirektion).

Bei allen Nominierten ist ein herausragendes Engagement für eine besondere Idee oder Erfindung hervorzuheben, ihre Leistungen sind ausserordentlich! Dennoch, einen mit viel Brimborium aufgegleister Zürcher Zukunftspreis braucht es aus oben- und nacherwähnten Gründen nicht!

Die Zürcher Legislative würde sich besser mit dem beschäftigen, wofür sie gewählt ist: Nämlich u. a. um Gesetze im Sinne des Souveräns zu verbessern, wenn und wo nötig, neue Gesetze zu erlassen, die Budgethoheit wahrzunehmen, den Steuerfuss für die Staatssteuer zu erlassen und die Geschäfte von Regierung und Verwaltung zu prüfen.

Die von der ZKB 2020 ausgeschüttete „Jubiläumsdividende“ zum 150. Geschäftsjahr, wovon nun  CHF 50’000 in diesem und den nächsten 19 Jahren durch den Zürcher Kantonsrat für herausragende Leistungen in Politik, Gesellschaft oder nachhaltige Entwicklung (was das auch heissen soll) verteilt werden, wäre wohl gescheiter karitativen Organisationen zugekommen und zur Bekämpfung der auch leider in unserem Kanton vorkommenden Armut eingesetzt worden!

Leider scheinen die Zürcher Kantonsparlamentarier (wieder einmal) lieber sich selber und acht auserkorene Leuchtturmprojekte mit genügend Brimborium feiern zu wollen. Das passt zum Zeitgeist, wie auch die (hervorragende!) amerikanische Musik am Festakt.

Die Kantonsparlamentarierinnen und -parlamentarier hätten es in der Hand, Gesetz und Reglement dahingehend zu ändern, dass diejenigen in unserem Kanton von einem finanziellen Zustupf profitieren , welche es auch am meisten nötig haben!